Kapelle im Landespensionistenheim Waidhofen/Ybbs

Das Landespensionistenheim von Waidhofen/Ybbs von Helmut Schrey besitzt eine Kapelle, die von Oskar Putz gestaltet wurde.

Wie problematisch der Umgang mit dem Beitrag, der durch seine Konsequenz im Konzept besticht, in der Umgestaltung durch die Benutzer werden kann, zeigt die Kapelle leider allzu deutlich. Wo Oskar Putz sich dafür entschieden hat, ein einfaches Kreuz frei schweben zu lassen, prangt nun eine mehr oder minder dekorative Christusfigur. Anstelle der kleinen vergoldeten Quadrate in der Umsetzung des Künstlers – im Ursprungsentwurf als Lichter oder römische Ziffern vorgesehen – illustrieren heute Gold gerahmte Drucke die Kreuzwegstationen.
In der Geschichte des Sakralbaus wohl kein Einzelfall, ist die Verkitschung des Raumes, die so einfach zu beheben wäre, dennoch ausdrücklich zu beklagen. Der Architektur anhaben können die Eingriffe nur an der Oberfläche. Nachwievor erzeugt die kobaltblaue Farbgebung der Seitenwände eine kontemplative Atmosphäre und strahlt die Vergoldung der Stirnwand hinter dem Altar entsprechend sakralen Glanz aus. Die Darstellung von Transzendenz durch die Inszenierung von Licht mithilfe einer gerasterten dimmbaren Lichtdecke ist auffälligstes Zeichen der Übersetzung der rituellen Anforderungen eines Kultraumes in die Moderne. Die Abgeschirmtheit, die eine Stätte religiöser Einkehr erfordert, wird über eine eigene Wand im Eingangsbereich, die zur Geschlossenheit des Raumes beiträgt, erreicht, ebenso durch den Teppichboden in Aschgrau mit akustisch dämpfender Wirkung. Die Lage der Kapelle im Untergeschoß des Pensionistenheims erinnert, so Oskar Putz, an Katakomben und erfordert eine entsprechende Atmosphäre, die das Licht im Dunklen vertieft