Für die Bevölkerung war das Flachdach des Wohnhauses, als es 1933 errichtet wurde, vielfach Grund für starke Ablehnung. Obwohl historisch bis in die Zeit der Babylonier zurückzuverfolgen, gilt das Flachdach als Ausdrucksform des „Neuen Bauens“, z.B. in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung von 1927.

Das Wohnhaus in Perchtoldsdorf stammt von Jacques Groag, einem Vertreter der Neuen Sachlichkeit.
In Olmütz geboren, ging Groag 1910 nach Wien, wo er an der Technischen Hochschule und an der Bauschule von Adolf Loos studierte, er gehört zu dessen bedeutendsten Schülern und gilt als wichtiger Protagonist der Wiener Wohnkultur der Zwischenkriegszeit. Als Jude musste er kurz vor Kriegsbeginn emigrieren. In England setzte er seine Karriere im Bereich Möbeldesign fort. Am Beginn seiner Laufbahn hatte er als Bauführer das Wittgenstein-Haus umgesetzt. Für die Wiener Werkbundsiedlung entwarf er auf Einladung von Josef Frank zwei Hauser mit kompletter Möblierung. Zu seinen Auftraggebern zählte auch Paula Wessely. Im Auftrag von Dr. Gustav Stern entstand in Perchtoldsdorf ein Haus mit Keller, Parterre und Obergeschoss, das eine Arzt-Ordination inkludierte. Die schlichte Fassade, heute in weißem Eternit, wird durch die rein funktionelle Anordnung der Fenster geprägt. Rundfenster und Eingangstür stehen zu einander in Beziehung. Der Eingangsbereich wird durch eine Vordachplatte markiert, die das horizontale Element des Flachdachs wiederholt.